HL Aktuell

Ausgabe 1/2015

Themen

Seit 2002 haben wir in Deutschland nun schon die Empfehlungen für das Sicherheitsaudit von Straßen (ESAS) und seit 2009 in Europa die Richtlinien des Europäischen Parlaments und des Rates über ein Sicherheitsmanagement für die Straßenverkehrsinfrastruktur. Mit der Überführung der EU-Richtlinie in nationales Recht 2010 sind die in ihr beschriebenen Instrumente, wie z. B. das Sicherheitsaudit von Straßen (SAS), in Deutschland zur Pflicht geworden. Leider gilt die Richtlinie nur für das transeuropäische Straßennetz (TERN), welches in Deutschland fast ausschließlich aus Autobahnen besteht. Dieser Sachverhalt wirft die Frage auf: Gibt es in Deutschland ein sicheres und ein unsicheres Straßennetz? Diese Fragestellung gewinnt zusätzlich an Bedeutung, da sich der überwiegende Anteil von Straßenverkehrsunfällen in Deutschland außerhalb von Autobahnen ereignet. HOFFMANN-LEICHTER vertritt klar die Meinung, dass alle Planungen von Verkehrsanlagen sollten einem Sicherheitsaudit unterzogen werden sollten.

Durch das Sicherheitsaudit von Straßen (SAS) sollen bereits vor dem Bau einer Verkehrsanlage Sicherheitsmängel verhindert werden. Das spart dem Steuerzahler Geld, und zwar konkret durch das Vermeiden von nachträglich anfallenden Umbau- und Unfallkosten. Im Vergleich sind die Kosten für ein Sicherheitsaudit sehr gering. In nahezu allen Fällen liegen die Kosten für ein Sicherheitsaudit bei unter einem Prozent der Baukosten.

Die Zertifizierung erfolgt durch den Sicherheitsauditor. Nach mehrmonatiger Ausbildung und bestandener Abschlussprüfung zeugt ein Zertifikat von der Qualifikation als Sicherheitsauditor. Eine bestimmte Anzahl bearbeiteter Sicherheitsaudits sowie stetige Weiterbildung muss der Auditor alle drei Jahre nachweisen, um seine Zertifizierung aufrechtzuerhalten.

Seit 2010 werden auch bei HOFFMANN-LEICHTER Sicherheitsaudits durchgeführt. Highlights dabei waren die zu auditierenden Berliner Straßenplanungen. Das Pilotprojekt "Begegnungszone Maaßenstraße" beispielsweise war in zweierlei Hinsicht ein anspruchsvolles wie auch lehrreiches Audit. Zum einen war aufgrund fehlenden Erfahrungsschatzes mit neuen Gestaltungselementen viel Feingefühl für optische Wirksamkeit und Suggestion gefragt. Zum anderen bestand die Möglichkeit, mit zwei weiteren SicherheitsauditorInnen der Berliner Senatsverwaltung ein Gemeinschaftsaudit durchzuführen. Die fruchtbare Zusammenarbeit bedeutete für alle beteiligten Auditoren ausschließlich positive Erfahrungen.

Wegen der eingangs angesprochenen Thematik, dass Sicherheitsaudits für alle Straßen außerhalb des transeuropäischen Netzes nicht verbindlich angewendet werden müssen, halten sich viele Straßenbaulastträger mit der Beauftragung von Sicherheitsaudits noch zurück. Die Scheu vor zusätzlichen Kosten ist auch nach mehr als 12-jähriger Praxis bei der erfolgreichen Anwendung von Sicherheitsaudits noch groß. Dennoch kann unser Auditor bis dato auf zahlreiche abgeschlossene Sicherheitsaudits mit zufriedenen Auftraggebern zurückblicken. Beide Partner hatten am Ende die Gewissheit, für die Sicherheit der Benutzer der Verkehrsanlage das maximal Mögliche getan zu haben.
Die Stadt Fürth plant im Rahmen des Neubauprojekts „Neue Mitte Fürth“ die Umgestaltung der Verkehrsführung in der Innenstadt im Umkreis der Friedrichstraße. Hierbei sind seitens der Stadtverwaltung mehrere Varianten denkbar. Mittels mikroskopischer Verkehrssimulationen mit der Software VISSIM wurden die verkehrlichen Auswirkungen von drei Varianten überprüft und mit der Ausgangssituation verglichen.

Zuerst wurde ein Simulationsmodell für den Bestand des Untersuchungsgebiets erstellt. Auf Grundlage einer maßstäblichen Karte wurden alle Verkehrswege, wie Straßen und Kreuzungen sowie Lichtsignalanlagen aufgebaut. Für die Bewertung der Lichtsignalanlagen wurden aktuelle Verkehrsdaten der Stadt Fürth für den MIV, den ÖPNV (Bus) sowie für Fußgänger und Radfahrer verwendet. In einem weiteren Schritt wurden die drei zu untersuchenden Varianten mit den jeweiligen geplanten neuen Verkehrsführungen unter Berücksichtigung der Gebietsentwicklung erstellt. Hierbei wurden Verkehrszunahmen durch die allgemeine Verkehrsbelastung sowie durch die neuen Nutzungen berücksichtigt.

An den maßgebenden Knotenpunkten in dem Untersuchungsgebiet wurden durch mehrere Simulationsläufe die verkehrstechnischen Kennwerte ermittelt. Die Auswertung der verschiedenen Planfälle zeigte, dass mit dem prognostizierten Verkehrsaufkommen und den getroffenen Annahmen der Verkehrsablauf in der Fürther Innenstadt abwickelbar bleibt. Darüber hinaus wurden konkrete Verbesserungsvorschläge für die einzelnen Steuerungen der Lichtsignalanlagen gemacht.

Mit diesen Hinweisen, dokumentiert in einem ausführlichen Untersuchungsbericht, und der anschaulichen Visualisierung in 3D-Videos der einzelnen Simulationen wurde der Auftraggeber in die Lage versetzt, hinsichtlich der Variantenabwägung zu einer fundierten Entscheidung zu kommen.
Die nördliche Luisenstadt ist ein innerstädtisches Quartier im Berliner Bezirk Mitte. Es liegt südlich der Spree und erstreckt sich von der Holzmarktbrücke bis zur Grenze des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Die nördliche Luisenstadt ist zum einen durch das Engelbecken mit dem Luisenstädtischen Kanal, dem Michaelkirchplatz mit der St. Michaelkirche und zum anderen durch das Märkische Museum bekannt. Diese denkmalgeschützten Gebäude und Anlagen haben eine hohe Attraktivität und zählen zu den touristischen Zielen Berlins.

Seitens des Bezirks Mitte von Berlin bestehen Bestrebungen, in den kommenden Jahren verschiedene Straßenbaumaßnahmen im Rahmen des "Fördergebiets Nördliche Luisenstadt" und des Programms "Städtebaulicher Denkmalschutz" in der nördlichen Luisenstadt durchzuführen, da einige Straßenräume und Plätze gestalterische und funktionale Mängel aufweisen. Darüber hinaus beklagen auch der Bürgerverein und die Betroffenenvertretung Luisenstadt Missstände hinsichtlich des Verkehrsablaufs und der Verkehrssicherheit in der nördlichen Luisenstadt.

Aus diesem Grund wurden HOFFMANN-LEICHTER gemeinsam mit GRUPPE PLANWERK vom Bezirksamt Mitte beauftragt, ein Verkehrskonzept für die nördliche Luisenstadt zu erarbeiten. Ziel des Konzepts war die Entwicklung von umsetzungsorientierten Maßnahmen, die zum einen die Verkehrssituation im Quartier nachhaltig verbessern und zum anderen dem Bezirk als Grundlage für die geplanten Straßenbaumaßnahmen dienen sollen.

Dafür erfolgte zunächst eine umfangreiche Analyse der bestehenden Verkehrssituation und des öffentlichen Straßenraums in der nördlichen Luisenstadt mit folgenden Schwerpunkten:

- Untersuchung der Gestaltung und Funktionalität des öffentlichen Straßenraums

- Ermittlung des gebietsfremden Verkehrs im Nebenstraßennetz mittels Kordonerhebung

- Parkraumerhebung an einem Wochentag und am Wochenende zu unterschiedlichen Tageszeiten

- Geschwindigkeitsmessungen und Analyse des Unfallgeschehens

Anhand der Analyseergebnisse wurden die Defizite im öffentlichen Straßenraum und die bestehenden Konflikte - vor allem im Hinblick auf die Verkehrssicherheit - identifiziert. Dabei sind die vom Bürgerverein und von der Betroffenenvertretung benannten Konflikte mit aufgegriffen und objektiv überprüft worden. Sämtliche Defizite und Konflikte wurden dann in einem Konfliktplan zusammengetragen.

Die anschließende Erarbeitung eines Maßnahmenkonzepts erfolgte in enger Abstimmung mit den zuständigen Abteilungen des Bezirksamts Mitte sowie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Auch der Bürgerverein und die Betroffenenvertretung sind in die Erarbeitung mit einbezogen worden. So konnte z. B. erwirkt werden, dass in die bereits laufende Baumaßnahme der Straßen um das Engelbecken und den Michaelkirchplatz notwendige Gehwegvorstreckungen ergänzt wurden.

Mithilfe des erarbeiteten Maßnahmenkonzepts konnte für alle Verkehrsteilnehmer die Qualität der Erschließung verbessert und die Verkehrssicherheit erhöht werden. Insbesondere soll sich dadurch auch die Aufenthaltsqualität für den Fuß- und Radverkehr im Gebiet verbessern. HOFFMANN-LEICHTER konnte somit für die verkehrliche und städtebauliche Weiterentwicklung der nördlichen Luisenstadt beitragen.
Nachdem die Landeshauptstadt Potsdam beschlossen hatte, notwendige Instandsetzungsmaßnahmen im südlichen Straßennetz der Stadt durchzuführen, wurde HOFFMANN-LEICHTER mit der Planung der Maßnahmen für die Abschnitte der Heinrich-Mann-Allee, der Neuendorfer Straße und Zum Kirchsteigfeld beauftragt. Im Zuge dessen sollte der Radverkehr auf den Abschnitten Neuendorfer Straße und Zum Kirchsteigfeld vom Seitenbereich auf die Fahrbahn verlegt werden.

Während sowohl Planung als auch Bau der Asphaltfahrbahn der Heinrich-Mann-Allee recht zügig voranschritten, gestaltete sich die Planung und vor allem die Organisation der Bauphasen in der Neuendorfer Straße sowie Zum Kirchsteigfeld kleinteiliger und anspruchsvoller. Hier sollte die vorhandene Betonfahrbahn abgefräst und mit einer neuen Asphaltdecke überbaut werden. Der erste Bauabschnitt erstreckte sich von der Großbeerenstraße bis zur Galileistraße. Da in der Betonfahrbahn starke Plattenbewegungen verzeichnet wurden, musste die verbleibende Betonschicht entspannt, d. h. zerkleinert, werden. In Teilbereichen wurde das Entspannen durch Schneiden vorgesehen. In den übrigen Bereichen sollte eine Würfelwalze die Betondecke zertrümmern. Die erheblichen Erschütterungen durch die Würfelwalze sowie die offene Frage, ob die behandelten Bereiche tatsächlich wie vorgesehen entspannt würden, führten zu der Entscheidung, in den weiteren Bauabschnitten die Betonschicht ausschließlich durch Schneiden zu entspannen.

Im ersten Bauabschnitt war schnell klar, dass der Verkehr während der Bauzeit nur in eine Richtung aufrechterhalten werden kann. Eine Umleitungsstrecke für die Gegenrichtung wurde notwendig. Das Hauptproblem bei diesem Vorhaben war die Umleitung der Buslinien auf der Strecke. Bei einer Probefahrt mit Bussen wurden die genaue Umleitungsführung sowie die erforderlichen baulichen und organisatorischen Maßnahmen an der Umleitungsstrecke festgelegt. HOFFMANN-LEICHTER konnte unter diesen Voraussetzungen den Aufwand für den Umleitungsverkehr recht genau beziffern und in der Leistungsbeschreibung formulieren. Pünktlich wurden die Verkehrszeichenpläne mit der geänderten Radverkehrsführung angeordnet, damit die Markierung in ihrer endgültigen Form direkt im Rahmen der Baumaßnahme aufgebracht werden konnte.

Noch für 2016 wurde vorgesehen, den kompletten Abschnitt Zum Kirchsteigfeld planerisch sowie baulich umzusetzen. Im Jahr 2017 wird dann der fehlende Abschnitt der Neuendorfer Straße zwischen Galileistraße und Zum Kirchsteigfeld bearbeitet.